Kletterreise nach Sizilien im April 2023

22.04.2023

Am 22.04.2023 machten sich neun Sportler von der Klettergruppe auf den Weg in den Süden Italiens, nach San Vito lo Capo, auf einer Landzunge im Nordwesten Siziliens gelegen, um ihrem Lieblingssport nachzugehen.

Am 22.04.2023 machten sich neun Sportler von der Klettergruppe auf den Weg in den Süden Italiens, nach San Vito lo Capo, auf einer Landzunge im Nordwesten Siziliens gelegen, um ihrem Lieblingssport nachzugehen. Kurz nach Null Uhr war für einige die Nacht schon vorbei und wir fuhren zum Flughafen, wo wir auch die anderen treffen sollten. Sechs Uhr startete das Flugzeug und um 11 und einen Umstieg später hatten wir sizilianischen Boden unter den Füßen. Nach einer Stunde Fahrt erreichten wir dann das Ziel, den Campingplatz „El Bahira“ direkt am Meer. Entlang der Küste präsentierten sich eindrucksvolle Felswände, die zur Scogliera di Salinella gehören, einem langgezogenen Kliff mit unüberschaubar vielen Kletterrouten - genügend Herausforderungen für die kommende Woche!

Die Gruppe auf dem Gipfel des Monte Cofano (659 m NN)

Die Hütten im Camp wurden schnell bezogen – dann ging es auch schon das erste Mal an den Fels, um die Kletterrouten auszutesten. Nach dem Abendessen wurden dann mit dem Kletterführer die Auswertung und die Planung für die nächsten Tage gemacht, was sich so an fast allen folgenden Abenden wiederholen sollte. Die unglaubliche Anzahl an Kletterrouten entlang der kilometerlangen steilen Felswand füllt gut ⅔ des gesamten Buches. So waren für jeden genügend Kletterrouten im passenden Schwierigkeitsgrad dabei.

An den nächsten beiden Tagen war Klettern angesagt. Nach einem tollen Frühstück, das wir täglich gemeinsam machten, ging's los. Alle waren sehr motiviert, es wurden leichtere und anspruchsvolle Routen im herrlichen Kalkstein geklettert, u. a. in El Bahira, Sektor Orchid, die sehr schöne Route Wasp (5b+) von Gregor, Ingo, Jens und Tobias. Mittags haben wir eine längere Pause eingelegt, weil die Sonne dann gegen die Wand scheint und um diese Jahreszeit schon ordentlich brennt. Das hatte sich an den noch folgenden Klettertagen etabliert. Zum Abend ging es mal in die Pizzeria, spazieren am Strand oder gemeinsam kochen und Abendessen. Später wurde meist gemütlich zusammengesessen, wieder Pläne für den nächsten Tag geschmiedet, sich über das gerade Erlebte ausgetauscht oder ältere Geschichten erzählt. Auch fleißige Kartenspieler waren dabei.

Klettern am Sektor Pineta Sinistra, vorn: Marion und Beate

Der 4. Tag sollte etwas Erholung vom Klettern bringen und so wanderten wir auf den nahegelegenen Monte Cofano mit immerhin über 600 m Höhe über dem Meer. Der Weg lief erst durch ein kleines Tal, wo die Pflanzen herrlich blühten. Später wurde es anspruchsvoller und steil. Der Weg hatte fast alpinen Charakter und eine seilversicherte Stelle in Richtung Gipfel. Oben gab es eine tolle Aussicht auf das Meer mit einigen Inseln, die Umgebung mit San Vito lo Capo, unsere Bucht mit der langen Küstenfelswand und die historische Festungsstadt Erice auf einem Bergplateau. Nach der Rückkehr auf den Campingplatz packte einige doch wieder das Kletterfieber und der Ruhetag wurde noch mit drei gekletterten Routen direkt am Camp beschlossen.

Tobias am schwierigen Zug in der Route Grumpy (5c), Sektor Pineta Sinistra

An den nächsten beiden Tagen wurde wieder geklettert, wobei alle gut auf ihre Kosten kamen. Der Weg zu den Kletterrouten führte uns durch blühende Wiesen und einmal gab es Besuch von einer Schafherde. Ingo und Gregor hatten sich am Pizzo Monaco, einem Vorgipfel zum Monte Monaco (532 m NN) bei San Vito lo Capo, den Kletterweg über die Westkante „Pace di chiostro“ (5a, 5 Seillängen, 180 m) ausgesucht. Nach einem langen Tag kehrten die beiden zurück und berichteten von schöner, aber anspruchsvoller Kletterei. Nur der Rückweg hatte ein paar Tücken und dauerte

dann länger als gedacht. Nach der Kletterei testeten wir auch einmal das Mittelmeer und waren bei angenehm frischen 18 °C Wassertemperatur in einer kleinen Kiesbucht baden.

Tag 7 wurde wieder ruhiger gestaltet. Morgens kletterten alle, die Lust darauf hatten und zur Mittagszeit führte uns der Weg nach San Vito. Stadtbesichtigung stand auf dem Plan. Zuerst ging es an den schönen Sandstrand. Hier badeten wir im traumhaft türkisblauen Wasser der seichten Bucht. Anschließend war der kleine Ort schnell erkundet und es wurde noch leckeres Eis gegessen und Kaffee getrunken. Am Ende besichtigten wir die Kirche des Ortes, die uns durch ihre Schlichtheit fast entgangen wäre. Ein zum Schutz der Pilger errichtetes Kastell war später zu einer Wallfahrtskirche umgebaut worden. Im Inneren offenbarte sich aber dann ein wahrer Schatz. Zahlreiche Kunstwerke, Skulpturen und Malereien, waren zu bestaunen, die dem Ort ein farbenfrohes, helles, modernes Ambiente gaben.

Stefan klettert im Bereich „El Bahira"

Am folgenden Tag wurde nochmals intensiv geklettert, wie schon an den anderen Klettertagen. Nachmittags waren wir schwimmen und am Abend kochten wir wieder gemeinsam und ließen den Tag gemütlich ausklingen. Der vorletzte Tag bescherte uns dann das erste Mal Regenwetter. Klettern war da natürlich nicht möglich. So hatten wir einen entspannten Ruhetag und konnten Karten spielen, lesen, zusammen kochen und essen und die doch etwas müden Muskeln ausruhen. Nach vielen Tagen des Kletterns war also niemand wirklich traurig über die Pause.

Schon war der 10. Tag angebrochen, das bedeutete Abreise. Am Morgen wurden die Hütten geräumt und gegen Nachmittag brachte uns der Bus zum Flughafen. Das hieß allerdings, dass noch etwas Zeit übrig war, die noch genutzt werden sollte. So gaben sich Gregor, Ingo und Tobias noch ein letztes Mal der Verlockung hin und kletterten trotz Regengefahr ein paar traumhafte Routen gleich am Camp, unter anderem in El Bahira, Sektor Redhead die Route Easy over (5c), einen herausragenden Weg.

Dann war endgültig Schluss. Der Bus brachte uns zum Flughafen und am Abend startete der Flug zurück nach Deutschland.

Mit vielen schönen Erinnerungen im Gepäck und auch etwas geschafft vom vielen Klettern kehrten wir nachts wieder in der Heimat ein – und alle waren sich einig: „Kletterurlaub in Sizilien - das können wir auf jeden Fall noch einmal machen.“

Tobias Reinhold