Am Trekkingplatz Korbach im Frankenwald sorgt ein gut gefülltes Brennholzlager dafür, dass die Flammen nicht erlöschen. Die Plätze werden mit viel Sorgfalt gepflegt: Trockentoilette, Brauchwasserfass und – für Wanderer fast schon ein Luxus – eine Getränkekiste, gefüllt mit kühlen, alkoholfreien Getränken, stehen bereit. Vier Zelte finden hier Platz, aus rechtlichen Gründen nicht mehr. Gemeinsam mit meiner Familie habe ich im Mai 2024 einen dieser begehrten Zeltplätze ergattert. Doch das war nicht unser erstes Mal im Frankenwald – unsere erste Begegnung mit den Trekkingplätzen hatten wir im Sommer 2023.
Drei besondere Touren
Seit 2023 habe ich den Frankenwald mit meiner Familie auf mehreren Trekkingtouren erkundet – jede davon mit ihrem eigenen Reiz!
Sommer 2023: Rehwiese, Döbraberg und Leitschtal
Im Sommer 2023 starteten meine beiden Kinder und ich auf eine dreitägige Wanderung, bei der wir die Trekkingplätze Rehwiese, Döbraberg und Leitschtal miteinander verbanden. Die Rehwiese liegt tief im Wald und bietet Ruhe und Abgeschiedenheit. Der Döbraberg hingegen hat den besten Ausblick – von dort hat man das Gefühl, über die Baumwipfel hinweg die gesamte Landschaft zu überblicken.
Am Trekkingplatz Döbraberg kam am Abend Holger, ein Betreuer des Platzes, noch mit dem E-Bike vorbei. Ich nutzte die Gelegenheit, um ihn zu fragen, ob es Probleme mit Vandalismus oder anderen Störungen durch die Besucher gab. “Bis auf einen vergessenen Müllbeutel in zwei Jahren gab es keine Vorfälle”, erzählte er mir stolz und lobte die Trekkingtouristen für ihren respektvollen Umgang mit der Natur.
Mai 2024: Probstzella, Lauenstein und Korbach
Im Mai 2024 war ich mit meiner Frau und den Kindern auf einer zweitägigen Tour unterwegs. Wir starteten in Probstzella und wanderten über Lauenstein zum Trekkingplatz Korbach. Am zweiten Tag führte uns der Weg weiter nach Steinbach am Wald, von wo aus wir bequem mit der Bahn nach Hause zurückkehrten. Die Getränkeboxen an den Plätzen haben uns einiges an Schlepperei erspart. An manchen Plätzen, wie in Korbach, gibt es sogar eine Quelle in der Nähe, die – sicher ist sicher - mit einem Wasserfilter genutzt werden kann.
August 2024: Wurzbach und Hermesgrün
Im August 2024 wagte ich mich dann auf eine Solo - Tour. Vom Bahnhof Wurzbach wanderte ich zum neuen Trekkingplatz bei Hermesgrün, der erst im Juli 2024 eröffnet wurde. Dieser Platz ist besonders luxuriös, da er direkt neben einem Wanderheim liegt – und nach Anmeldung kann man dort sogar eine heiße Dusche genießen.
Robert und Stefan, die Obmänner der betreibenden Frankenwaldvereins - Sektion, kamen am späten Abend vorbei, um im Wanderheim ein Feierabendbier zu trinken. Sie erzählten mir begeistert, wie der Landrat des Landkreises Hof bei der Einweihung des Platzes anwesend war und sich lobend über das erste Trekking - Angebot im Landkreis äußerte. “Nun gibt es vom Fünf – Sterne - Hotel bis zum Trekkingplatz alle Kategorien für Touristen”, sagte er stolz. Robert und Stefan freuten sich über die wachsende Beliebtheit des Platzes – denn oft wurde dieser Teil des Frankenwaldes von Wanderern bisher einfach übersprungen.
Der Wald im Wandel
Ein wenig mitgenommen sieht der Frankenwald schon aus. Ähnlich wie in vielen Mittelgebirgen Deutschlands dominieren auch hier große Flächen, wo einst dichte Fichtenbestände wuchsen. Dazwischen stehen vereinzelt Fichten, die noch etwas Grün in die Landschaft bringen, doch ihre Zeit scheint ebenfalls gezählt. An vielen Stellen zeugen braune, abgestorbene Bäume von den Folgen der Trockenheit der letzten Jahre und dem unermüdlichen Fraß des Borkenkäfers. Man kann die Veränderung regelrecht spüren – überall trifft man auf gerodete Flächen, und neu angelegte Forstwege verlaufen dort, wo früher schmale Pfade führten.
Doch trotz all dieser Veränderungen offenbaren sich nun auch neue Perspektiven: Weite Aussichten, die vorher von dichten Wäldern verdeckt waren, geben den Blick frei auf die sanften Hügel und Täler des Frankenwaldes. Es ist eine Landschaft im Wandel, und während sich der Wald langsam regeneriert, bleibt es spannend zu sehen, wie die Natur diesen Prozess in den kommenden Jahrzehnten gestalten wird.
Geschichte und Industriekultur
Der Frankenwald liegt direkt an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, was viele meiner Wanderungen besonders spannend gemacht hat. Immer wieder kreuzt man das „Grüne Band“ oder wandert auf dem alten Kolonnenweg. Infotafeln, wie zum Beispiel am Schwarzen Teich bei Wurzbach, erzählen die Geschichte der deutschen Teilung. Und auch die Spuren der Schieferindustrie sind allgegenwärtig – alte Halden, verlassene Bergwerke und Überreste von Verarbeitungsanlagen erinnern an die wirtschaftliche Vergangenheit dieser Region. Diese Kombination aus Natur, Geschichte und stillen Zeugnissen vergangener Zeiten macht den Frankenwald zu einem einzigartigen Wandergebiet.
Mehr Trekkingplätze für Thüringen?
Während im Frankenwald legale Trekkingplätze zur Verfügung stehen, ist das in Thüringen leider noch nicht der Fall. Das Thüringer Waldgesetz verbietet das Übernachten im Wald. Doch es gibt erste Bestrebungen, dies zu ändern – vor allem die Naturfreundejugend setzt sich dafür ein. Es wäre großartig, wenn auch in Thüringen solche Möglichkeiten entstehen würden, damit mehr Menschen die Natur auf nachhaltige Weise erleben können.
Hinweis: Komoot-Collection
Ich habe auf dem Kartenservice Komoot alle von uns gemachten Touren als Collection zur Verfügung gestellt. Wer sich das mal anschauen möchte, kann dies unter folgendem Link tun:
https://www.komoot.com/de-de/collection/3065339/-frankenwaldtrekking
Familie Gleichmann