DAV Hauptversammlung 2025 in Passau

27.11.2025

Ein Blick hinter die Kulissen der DAV-Hauptversammlung 2025 in Passau: intensive Debatten, bewegende Momente und ein richtungsweisender Schlagabtausch über die Zukunft der Digitalisierung. Ursula Weisensee war vor Ort und berichtet von starken Emotionen, spannenden Einblicken und Entscheidungen, die den gesamten Alpenverein prägen werden.

Als im Vorstand die Frage stand, wie halten wir es dieses Jahr mit der DAV Hauptversammlung habe ich kund getan, ich würde fahren. Die Neugier hat mich dazu bewegt. Und ich wurde nicht enttäuscht. An einer solchen Veranstaltung teilzunehmen ist schon etwas besonderes.

Freitag Nachmittag ging es dann los, anmelden, Abstimmgerät holen, Platz suchen. Und pünktlich 14:00 eröffnete der Präsident des DAV Roland Stierle die Versammlung. Der Freitag stand ganz im Zeichen von Grußworten (u.a. Bundesumweltminister Carsten Schneider), Berichten des Verbandsrates und Ehrungen.

Bei den Ehrungen hat mich besonders der DAV Preis Sport für Dörte Prieton bewegt. Eine Leistungssportlerin der Sonderklasse, die erste Frau im Kader des DAV und konfrontiert mit den daraus resultierenden Problemen, wenn eine Frau in einer Männerdomäne vorstößt. Sie hat es geschafft, 2011 einen Frauenkader im DAV zu etablieren. Und nun sind es etwa 10 Frauen, die weltweit an Wettkämpfen und Sportveranstaltungen den DAV vertreten. Tolle Leistung.

Roland Stierle gab einen ausführlichen und sehr positiven Bericht über generelle Situation des DAV. Dann folgten die Berichte der Bereiche, Gremien und der Zweckbetriebe.

Samstag ging es wieder erst Mal mit Grußworten (u.a. Bayrischer Umweltminister Thorsten Glauber) und Berichten weiter.

Besonders berührt hat mich der Vortrag von Melanie Grimm zur Geschichte des DAV. Mir war nie bewusst, welch Bürde aus der Vergangenheit der DAV zu tragen hat. Noch bis in die 90-iger Jahre war die Aufarbeitung der NS-Geschichte des DAV nicht möglich. Zu stark waren die persönlichen Verstrickungen. Wenn ich das nächste Mal in München bin, steht unbedingt ein Besuch des Alpinen Museums an.

Dann ging es langsam weiter zu den Arbeitsthemen, Vermögensübersicht und Ergebnis des DAV in 2024, Umweltschutz, Digitalisierung, Rechte der kleinen Sektionen.

Allen war klar, dass es beim Thema Digitalisierung Krach geben würde. 2018 wurde das Projekt Alpenverein digital gestartet. Finanzierung 25 Mio € über die letzten Jahre. Dieses Projekt ist mit viel Enthusiasmus aber leider sehr wenig Sachkompetenz bis Ende 2024 gelaufen. Dann wurde das Projekt durch den Verwaltungsrat gestoppt. 15 Mio € aus den Projektmitteln stehen noch in den Büchern, eine Neubewertung und Abschreibung in den nächsten Jahren ist wahrscheinlich, ca. 10 Mio € wurden komplett in den Sand gesetzt. Lehrgeld – wie die Gremien es sehen. Es gab auch personelle Konsequenzen.

Seit Anfang 2025 wurde eine neue Struktur geschaffen, das Gouvernance Board. In enger Zusammenarbeit mit einer Beratungsfirma wurde nun ein neues Konzept entwickelt. Dieses neue Konzept wurde von Roland Stierle in seinen Grundzügen und mit viel Marketingaufwand vorgestellt – die digitale Brücke. Das Konzept sieht einen modularen Aufbau vor und ist m.E. einigermaßen schlüssig. Aber in der jetzigen Form hätte das auch jeder IT-Projektmanager an einem Nachmittag zu Papier bringen können. Details und Umsetzung sind wohl immer noch strittig.

Da wir nun ein schönes neues Konzept haben, befand der Verwaltungsrat, dass für die Umsetzung noch Mal frisches Geld gebraucht wird, 3 € Beitragserhöhung ab 2027. Zum Glück für uns bekam der Verwaltungsrat hier von der großen Sektion München Oberland und 50 weiteren Sektionen heftigen Gegenwind. Der Vertreter von Oberland rechnete dem Verwaltungsrat vor, dass schon jetzt pro Jahr 6 Mio € für die Digitalisierung zur Verfügung stehen (3 € aus Beiträgen + 2,2 € aus der Digitalumlage pro A-Mitglied). Dieses Geld sollte reichen, um das erste Modul aus dem neuen Konzept, die Mitgliederverwaltung, innerhalb von 2 Jahren umzusetzen.

In einem Beschlussentwurf wurde gefordert, dass der Verwaltungsrat und die Geschäftsstelle in die Pflicht genommen werden, zu liefern. Dieser Beschluss war mehrheitsfähig. Ihr könnt euch freuen, die 3 € Beitragserhöhung ab 2027 zu Gunsten des Hauptverbandes sind erst einmal vom Tisch.

Es gab noch andere Themen, die heftig und zum Teil kontrovers diskutiert wurden. Beim Klimaschutz das Konzept des DAV und die Förderrichtlinie. Auch um einen Wegweiser Hütten 2030 wurde bis ins Detail gerungen. Die Einführung einer doppelten Stimmenmehrheit, für die sich auch unsere Sektion stark gemacht hat, wurde abgelehnt und in die Debatte um den Strukturprozess im DAV verwiesen. Immerhin, schon in der Diskussion präsent zu sein, war ein Erfolg.

Über viele weitere Details wäre noch zu berichten.

Sehr gut gefallen hat mir die perfekte Organisation und die professionelle technische Abwicklung. Aber man musste auch ausreichend Durchhaltevermögen mitbringen. Freitag wie Samstag ging es in den 4-Stunden-Blöcken ohne Pause durch. Und am Ende war ich dann doch ein bisschen platt.

Fazit: Wir sollten auch im nächsten Jahr die Möglichkeit, an der Hauptversammlung teilzunehmen, nicht verschenken.

von Ursula Weisensee